1417-2017: Wiedergewinnung der materiellen kirchlichen Einheit durch die Papstwahl auf dem Konzil von Konstanz (1414 -1418)

(2. Teil) Vor der Spaltung von 1378: Die einseitig französische Ausrichtung in der Leitung der Kirche
Die Schwierigkeiten bei der Papstwahl von 1378, die zur Wiederholung und damit praktisch zu einer Spaltung der Kirche geführt hatten, waren, wie wir gesehen hatten, auch dadurch mitverursacht, dass viele einen französischen Papst und damit zugleich auch die Rückkehr des Papstes nach Avignon verhindern wollten.
Frankreich hatte nämlich durch die Päpste, die in den Jahrzehnten davor (1305 – 1377) ihren Aufenthalt in Avignon genommen hatten, einen immer stärkeren Einfluss auf die Leitung der Kirche gewonnen und diesen auch genutzt, Rom hingegen, der eigentliche Sitz der Nachfolger Petri war vernachlässigt worden. Die Kirchen verfielen, die Adelsgeschlechter bekriegten sich, marodierende Soldknechte machten das Land unsicher, die Aufgaben des Bischofs von Rom musste stellvertretend von einem Bischof aus einer der benachbarten Städte, von Nepi, Viterbo oder Orvieto übernommen werden.
Schon seit Urban IV. (1261 – 1264) war der französische Einfluss in der Kirche immer stärker hervorgetreten. Als Patriarch von Jerusalem war er damals in einer Zeit großer Bedrängnis der Kreuzfahrerstaaten vom Konklave, das nur noch aus acht Kardinälen bestand, zum Papste gewählt worden, als er sich gerade in Rom befand.
Geboren im französischen Troyes, hat er sich einerseits unter anderem durch die Einführung des Fronleichnamsfestes verdient gemacht, das er einst als Archidiakon in Lüttich kennengelernt hatte. Andererseits war er politisch sehr französisch geprägt und verschaffte Frankreich vor allem durch die Übertragung der Krone von Sizilien an Karl von Anjou, den Bruder des französischen Königs Ludwig IX., aber auch durch die Ernennung von französischen Kardinälen viel Einfluss in der Kirche und in Italien. Der Papst erhoffte sich Schutz und Hilfe, aber im Nachhinein betrachtet geriet das Papsttum dadurch in Gefahr, vom Wohlwollen Frankreichs abhängig zu werden.
Wir dürfen uns in diesem Zusammenhang die Zeit des Mittelalters, obwohl sie weitgehend christlich geprägt war und viele Heilige wie auch große Kulturleistungen hervorgebracht hat, nicht zu romantisch vorstellen. Es herrschte auch damals Kampf und Streit, die Machtverhältnisse auf politischem wie kirchlichem Gebiet waren oft unklar und wurden oft weniger durch Rückbesinnung auf das Recht, als vielmehr durch Gewalt entschieden. Auch damals gab es viele unwürdige Amtsinhaber im weltlichen wie im kirchlichen Bereich. Das Papsttum wurde, ob es wollte oder nicht, oft in politische Auseinandersetzungen hineingezogen. Das eigentlich geistliche Amt des Nachfolgers Petri war in einer christlichen Gesellschaft wohl oder übel auch im politischen Bereich bedeutsam geworden und verlangte auch in dieser Hinsicht eine weise Hand.
Jede Einseitigkeit war hier schädlich. Doch die Gefahr der Abhängigkeit vom französischen König konnte in den folgenden Jahrzehnten kaum gebannt werden, ja sie verstärkte sich noch mehr, als Clemens V. (1305 – 1314), vormals Erzbischof von Bordeaux, nach seiner Wahl nicht mehr nach Rom zog, wo der Bischofsstuhl Petri war, sondern in Frankreich seinen Aufenthalt behielt und damit die Zeit des sogenannten „babylonischen Exils“ des Papsttums (1305 – 1377) in Avignon einleitete.
Dabei verhieß schon der Tag seiner Krönung, zu der er überraschenderweise nach Lyon eingeladen hatte, nichts Gutes: Dieser 14. November 1305 begann zwar prachtvoll, auch der französische König war zugegen. Doch er endete mit einer Katastrophe: Bei der Krönungsprozession fiel eine Mauer auf den Papst und sein Gefolge. Clemens selbst stürzte vom Pferd. Zwölf Barone und der Herzog der Bretagne verloren ihr Leben. Die Tiara, die im Staub rollte, verlor ihren schönsten Schmuck, einen prächtigen, äußerst kostbaren Karfunkel, der nicht mehr gefunden werden konnte. Allgemein galt dieses Unglück als unheilvolles Zeichen. Trotzdem blieb der Papst in Frankreich, allerdings vielleicht noch nicht in der Absicht, sein ganzes Pontifikat dort zu verbringen. Er residierte zunächst abwechselnd in Lyon und Bordeaux.
Im Jahr 1308 bestimmte Clemens V. dann aber zur Bestürzung der Römer die förmliche Übersiedlung der Kurie nach Avignon. Wiederum galt es als Warnzeichen von oben, dass am 6. Mai dieses Jahres die Lateranbasilika niederbrannte, die Mutterkirche der Christenheit und ebenfalls die Kirche der Päpste, wo sie bis dahin in Rom residiert hatten. Die Menschen begannen, Buße zu tun, riefen einander zur Versöhnung und Waffenruhe auf. Man bemühte sich, die Laterankirche bald wieder herzustellen, allerdings konnte sie dann erst unter dem Nachfolger von Clemens V. vollendet werden.
Rom, das im Jahre 1300 noch abertausende Pilger nach Ausrufung des ersten „Heiligen Jahres“ gesehen hatte, begann nun plötzlich zu verwaisen. Es erschienen keine Fürsten und Herren mehr, und kam einmal ein Kardinal, so war er froh, bald die Stadt wieder verlassen zu können. Der Adel in der Stadt wurde bald noch zügelloser, die Pilger und Reisenden, die noch kamen, wurden oft durch umherziehende Soldknechte ausgeplündert (Vgl. Gregorovius, Ferdinand, Geschichte der Stadt Rom, dritter Band, Verlag von Wolfgang Jess, Dresden ohne Jahresangabe, S. 190f.).
Es ist zwar in der Kirchengeschichte mehr als einmal vorgekommen, dass ein Papst nach seiner Wahl und seinem Amtsantritt gar nie nach Rom kam, wie etwa auch der heilige Cölestin V. (Juli bis Dezember 1294), der schon nach wenigen Monaten wieder von seinem Amt zurücktrat.
Nun aber drohte dieses Fernsein von Rom nicht nur eine Folge einer zu kurzen Amtszeit zu werden, sondern zu einem dauernden Zustand. Clemens V. fiel es möglicherweise wegen seiner schmerzhaften Krankheit, wegen der Wirren und der damaligen Unsicherheit in Rom schwer, dort hin zu ziehen. Groß war in dieser Hinsicht auf ihn aber auch der Einfluss von Philipp dem Schönen, damals König von Frankreich.
Die Abhängigkeit des Papstes vom französischen König zeigte sich in vielerlei Hinsicht, auch darin, dass er auf dessen Drängen hin den Templerorden auflöste und - trotz einigem Widerstreben - einwilligte, gegen den schon längst verstorbenen Papst Bonifaz VIII. (1294 – 1303), mit dem der König zu dessen Lebzeiten immer wieder Streit hatte, einen Prozess zu eröffnen.
Bonifaz VIII. war es gewesen, der um 1300 das erste Mal ein heiliges Jahr mit Pilgerablass für Rom ausgerufen hatte. 1302 hatte er die Bulle „Unam sanctam“ erlassen, welche betont, dass das weltliche Schwert dem geistlichen untergeordnet sei, was den Widerwillen des Königs reizte. Möglicherweise hat Bonifaz manches etwas scharf formuliert. Dogmatisch hat die Kirche und spätere Päpste wie Clemens V. oder Leo XIII. (1878 – 1903) daraus nur die Aussage als verbindliche Glaubenslehre anerkannt, dass es heilsnotwendig ist, dem römischen Bischof untertan zu sein, weil sich nur dies, nicht aber eine konkrete politische Anweisung, aus dem Vorrang Petri in Schrift und Tradition ergibt.
Und vielleicht ist Bonifaz VIII. mit seinem Vorgänger, dem schon erwähnten, heiliggesprochenen Papst Cölestin V., nach dessen Rücktritt vom Papstamt nicht wirklich rücksichtsvoll umgegangen. König Philipp der Schöne und seine Parteigenossen versuchten daraus damals schon, ein Komplott gegen Papst Bonifaz VIII. anzuzetteln und ihn der Irrlehre und des Mordes an seinem Vorgänger anzuklagen.
Diese Vorwürfe waren aber offensichtlicher Parteilichkeit und Voreingenommenheit entsprungen und in sich kaum stichhaltig oder beweisbar. Zudem hat Papst Bonifaz dazu nicht einfach geschwiegen, sondern ist unhaltbaren Beschuldigungen durch einen förmlichen Eid entgegengetreten.
Es ging ja hier nicht um Klagen gegen ihn als Privatperson, sondern auch darum, die Klarheit im Hinblick auf das Leben der Kirche und auf seine Rolle als Nachfolger Petri wieder herzustellen. Wer ein Amt in der Kirche ausübt, muss aus sich heraus bestrebt sein, zur Klärung der Wahrheit beizutragen, selbst wenn (möglicherweise auch nur falsche) Anklagen erhoben werden, damit die Sicherheit für den Gehorsam der Gläubigen nicht Schaden leidet! Übrigens ist das auch die Pflicht eines jeden Christgläubigen, keinen Zweifel an seiner Rechtgläubigkeit zu dulden, sondern durch ein klares Bekenntnis für den überlieferten Glauben einzutreten! Nur so sind Gehorsam und Einheit in der Kirche möglich!
Der Prozess wurde nach einigen Zeugenbefragungen dann auch vom König wieder aus politischen Gründen, möglicherweise auch aus Mangel an Beweisen, fallengelassen.
Einer ähnlichen Anklage der Irrlehre sah sich dann aber schon der Nachfolger von Clemens V., Papst Johannes XXII. (1316 – 1334) wieder ausgesetzt, der wegen einer Doppelwahl des deutschen Königs in eine Auseinandersetzung mit Ludwig dem Bayern (1286 – 1347), der von der Mehrheit der Kurfürsten gewählt worden war, hineingezogen worden war. Als eine Gruppe radikaler Franziskaner in einem übertriebenen Kampf für die Armut die Lehre aufstellte, dass Christus und die Apostel kein Gebrauchsrecht an den nötigen Dingen gehabt hätten, wies Johannes XXII. dies 1323 als häretisch zurück. Ludwig der Bayer versuchte nun mit Hilfe der verurteilten Franziskaner den Papst fälschlicherweise der Irrlehre zu beschuldigen, um zu beweisen, dass er so nicht rechtmäßig Papst sein könne (diese Folgerung war in der Kirche immer klar). Er ließ sogar 1328 in Rom einen Gegenpapst (Nikolaus V.) wählen, der sich allerdings 1330 wieder Papst Johannes unterstellte.
(Ergänzend noch eine kurze Bemerkung: Johannes XXII. ist bis heute auch aus einem anderen Grund bekannt, nämlich weil er in mehreren Predigten die bisher in der Kirche unübliche Privatmeinung geäußert hatte, dass die Gerechten nicht bald nach ihrem Tod, sondern erst nach dem Weltgericht zur beseligenden Anschauung Gottes gelangen könnten. Diese Lehre hat er aber nicht hartnäckig vertreten, sondern vor seinem Tod vor den Kardinälen zurückgenommen. Er irrte privat in einer Frage, war aber kein hartnäckiger oder bewusster Irrlehrer und kann also auch nicht als Beispiel dafür herhalten, dass jemand zugleich Irrlehrer, Glied der Kirche und Papst sein könnte, wie es manche in der heutigen Zeit gelegentlich behaupten.)
Nach Clemens V. und Johannes XXII. residierten bis 1377 noch fünf weitere Päpste im südfranzösischen Avignon. Diese Päpste des 14. Jahrhunderts hatten fern von Rom zwar nicht grundsätzlich ihre Hirtenpflichten aufgegeben, teilweise sogar auch der Mission und einer geistlichen Erneuerung Impulse gegeben. Beispielsweise förderte Johannes XXII., Papst von 1516 bis 1534, mit der Bulle „Sacratissimo culmine“ nachdrücklich die karmelitische Skapulierbruderschaft, die sich um eine Vertiefung der Frömmigkeit durch die Hingabe an Maria bemühte. Allerdings blieb für die religiöse Aufgabe, die ja die eigentliche Sendung eines Nachfolgers Petri darstellt, oft viel zu wenig Raum und Zeit.
Nicht nur Johannes XXII., sondern auch die weiteren Nachfolger von Clemens V., die meist auch unter französischem Einfluss standen, zeigten kaum mehr Interesse, wieder in Rom zu residieren. Avignon, das ursprünglich dem König von Neapel als Reichslehen gehört hatte, wurde erworben. Dort wurde eine große, aber auch sehr streng und eher düster wirkende Papstresidenz errichtet. Die Ausgaben des päpstlichen Hofes wuchsen beträchtlich, auch durch teure Feste und Bankette, weswegen diese Zeit auch zu einem Anwachsen des Steuerdrucks bei Klerus und Volk führte. Immer mehr Abgaben, vor allem auch bei Besetzung kirchlicher Ämter, wurden für die Kurie vorbehalten, was natürlich auch Bestechung und Erpressung förderte. Diese Art der päpstlichen Hofhaltung wurde somit auch Grund für manches Ärgernis, weshalb nicht umsonst immer lauter der Ruf nach Reform an Haupt und Gliedern zu hören war. Ein Ruf, der schließlich bis zum Konzil von Konstanz drängend blieb, aber auch da nur teilweise aufgegriffen und ernst genommen wurde!
Das Leben am päpstlichen Hof zu Avignon glich nicht selten bedenklich dem Leben an Fürsten- oder Königshöfen. Es herrschten Feste ohne Unterbrechung, es wurde zeitweise beinahe ohne Unterlass getafelt, gespielt, Theater oder Paraden aufgeführt, aber auch Ränke geschmiedet. Um mögliche Duelle oder Attentate zu verhindern, durfte bei Tisch nur der Papst ein Messer benützen, so dass sogar Könige mit bloßen Händen aßen. Um es sich konkret vorstellen zu können: Bei einem Empfang zu Ehren von Kardinal Annibale de Ceccano wurden 27 Gänge in neun Runden serviert. Nach dem vierten Gang wurde ein prächtiges weißes Pferd präsentiert, zwei wertvolle Ringe vom Kirchenmann dem Papst überreicht und Tuch damaszenischer Seide von unschätzbarem Wert, wie die Chronisten berichten. In einer anderen Pause wurden dann Turniere mit Pferden und Reitern veranstaltet, dann ein Konzert, und nach dem Dessert führten der Küchenchef und dreißig seiner Untergebenen Volkstänze vor. Ein anderes Mal wurden von Alfons XI. von Kastilien hundert Pferde direkt in den Saal des Banketts geführt, die, zusammen mit Krummsäbeln und Schilden als Trophäen, als Beute nach einem Sieg über die Araber dem Papst vorgestellt wurden.
Verschwenderisch waren auch die päpstlichen Ausgaben: Clemens V. (1305 – 1314) ließ angeblich Essgeschirr aus 159 Kilo massivem Gold anfertigen, Clemens VI. (1342 – 52) verwendete dafür 196 Kilo Gold. Und allein schon der kolossale Rubin, der 1305 die Tiara von Clemens V. bei seiner Krönung in Lyon zierte und der dann nach dem Sturz des Papstes vom Pferd verloren ging, hatte 6000 Goldstücke gekostet. Johannes XXII. (1316 – 1334) brauchte für ein Hochzeitsbankett für seine Nichte 4.012 Brote, acht Ochsen, 55 Widder, acht Schweine, vier Wildschweine, 690 Hühner, 580 Rebhühner, drei Doppelzentner Käse, 3.000 Eier und 2.000 Äpfel, Birnen und andere Früchte (vgl. Ferri, Edgarda, Caterina da Siena, Milano 1997, S. 121).
Immer wieder verschoben die Päpste eine Rückkehr nach Rom, das damals allerdings auch von Unruhen im Kirchestaat, von Räuberbanden, aber auch von anderen Unglücksfällen wie z.B. von Erdbeben (1348) oder von Pestepidemien (in fast ganz Europa um 1347/1348), die das Reisen unmöglich machten, heimgesucht wurde. So schien es beinahe wie ein lang erbetetes Wunder zu sein, dass Papst Urban V. (1362 – 1370) im Jahr 1367 endlich dazu bewegt werden konnte, Avignon zu verlassen und sich auf eine Rückkehr nach Rom einzulassen. Ein Grund war vielleicht, dass damals auch in Frankreich der Aufenthalt durch den Krieg mit England und so manche Söldnerbanden unsicher geworden war, während es im Kirchenstaat allmählich wieder ruhiger wurde. Dazu hatte die Pest 1361 in Avignon neun Kardinäle, 70 Prälaten und 17 000 Menschen hinweggerafft. Es wurde nun deutlich, wie klein das Papsttum in der Abhängigkeit Frankreichs geworden war.
Ende Mai 1367 machte sich nun eine prachtvolle Flotte von 60 Galeeren, welche von Neapel, Venedig, Genua und Pisa gestellt worden war, mit dem Papst von Marseille aus über Genua und Pisa auf den Weg, bis der Nachfolger Petri dann bei Corneto endlich den Kirchenstaat betrat. Überall wurde er mit unvorstellbar großem Jubel empfangen.
Allerdings bot Rom damals ein trostloses Bild: Die einst so zahlreiche Geistlichkeit war zusammengeschmolzen, Sankt Peter war verfallen, Sankt Paul lag schon lang auf dem Boden, die Lateranbasilika hatte im Jahr 1360 wieder gebrannt, fast alle anderen Kirchen waren verrottet und viele verlassen, Trümmerhaufen auf den Straßen und Sümpfe dort, wo einst glänzende Plätze waren. Der ebenfalls dezimierte Adel wohnte draußen in den Schlössern der Kampagna.
Nachdem Urban V. 1367 nach Rom zurückgekehrt war, kam es 1369 sogar zur Konversion des vor den Türken nach Rom geflohenen byzantinischen Kaisers Johannes V. (1354 – 1391), leider aber dann doch wieder nicht zur - schon öfter erhofften und manchmal beinahe schon erreichten - Einheit zwischen westlicher und östlicher Christenheit, da man sich auf ein allgemeines Konzil nicht verständigen und so die noch offenen Fragen nicht gesamtkirchlich klären konnte.
Trotz mancher Erfolge sehnte sich Urban V. und sein Gefolge bald wieder nach Südfrankreich. Die Unsicherheit der Stadt Rom und ihrer Umgebung, die vielen Parteikämpfe, mit denen ein Papst dort hätte fertig werden müssen, und das Drängen der französischen Kardinäle ließen ihn leider wieder unter dem Vorwand, zwischen England und Frankreich vermitteln zu wollen, nach Avignon zurückkehren. Dort erkrankte er aber schwer und starb bald (1370), wie es ihm die heilige Brigitta von Schweden (1303 - 1373), die damals in Rom weilte, für den Fall vorausgesagt hatte, dass er als Nachfolger Petri dem Grab Petri und seinem Bischofsstuhl wieder den Rücken kehren sollte.
Erst im Januar 1377 zog dann sein Nachfolger, Gregor XI. (1370 – 1378), auf vielfaches Drängen aus der ganzen Christenheit wieder nach Rom. Doch bald nach der Freude dieser so lange ersehnten und erbetenen Rückkehr des Nachfolgers Petri nach Rom kam nun, wie berichtet, mit dem Tod Gregors XI. 1378 die Geißel des Schismas über die Kirche, weil die Römer zu ungestüm nun endlich wieder einen Italiener als Papst begehrten und deshalb sehr eilig Urban VI. (1378 – 1389) gewählt wurde, von dem sich allerdings bald ein Großteil der (französischen) Kardinäle wieder abwandte und in einem neuen Wahlgang Kardinal Robert von Genf als Clemens VII. (1378 – 1394) zum neuen „Papst“ bestimmte, weil die Wahl Urbans angeblich nicht frei gewesen sei, wie es schon beschrieben worden ist.
Man kann sich leicht vorstellen, dass die neue Situation, die 1378 durch die Wiederholung der Papstwahl durch einen Teil der Kardinäle geschaffen worden war, nicht nur die beiden Erwählten und ihre Anhänger, sondern die ganze Christenheit vor große theoretische wie praktische Schwierigkeiten stellte.
Einerseits ging es darum, nachzuweisen, wer denn nun rechtmäßig Papst in der Kirche Christi sei, andererseits aber auch darum, wie die Anerkennung des rechtmäßigen Kandidaten dann auch durchgesetzt werden sollte, also wie die Einigkeit (die eigentlich formell von allen gewollt, aber materiell doch verloren schien), nicht nur theoretisch begründet, sondern auch in der Praxis auch von allen akzeptiert und im Leben der Kirche wieder hergestellt werden könnte.
Es dauerte bis zum 11. November 1417, dass auf dem Konzil von Konstanz mit der Wahl Papst Martins V. diese Wirrnis endlich ein Ende finden konnte!

(Fortsetzung folgt)
Thomas Ehrenberger

 

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